Die Milch macht mich nachdenklich!

Ich habe zwei vorbildliche Mischbetriebe, die LEVER AG in Heiligenstadt und die Agrargenossenschaft " Im Ohnetal" Niederorschel,  besucht. Mischbetriebe, das heißt, es gibt Tierhaltung und Pflanzenbau in einem Betrieb, also das Betriebsmodell welches in der Landwirtschaft einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf am nächsten kommt. Nachdenklich machte mich die Tatsache, dass die Milchproduktion nur aufgrund eines zweiten Standbeines, hier war es der Ackerbau, wirtschaftlich darstellbar ist.

Während in Deutschland in der Öffentlichkeit immer von einer zu hohen Tierdichte die Rede ist, haben wir in Thüringen eine viel zu geringe Tierzahl pro Hektar. Tiere gehören zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zwingend dazu. Denn wo soll der naturverträgliche Dünger der Zukunft herauskommen, wenn nicht hinten aus dem Tier?

Für mich wurde in den Gesprächen deutlich: Wir müssen den Praktikern besser zuhören. Nach den Milchpreiskrisen der vergangenen Zeit, können die praktischen Auswirkungen der Düngeverordnung zur Existenzbedrohung werden. Es besteht die Gefahr, dass das  eigentliche Ziel, nämlich die Nitratbelastung in den Gewässern zurückzudrängen, ins Gegenteil verkehrt wird.

Durch die Zwangslage, in die die Landwirte mit der enorm streng  regulierten Gülleausbringung gebracht werden, besteht die Gefahr, dass organischer umweltverträglicherer Dünger verstärkt durch Mineraldünger ersetzt wird bzw. die in Thüringen ohnehin schon gefährdete Tierproduktion noch weiter reduziert wird.

Der Künstler Friedensreich Hundertwasser hat es auf den Punkt gebracht: „Scheisse wird zu Gold. Es befriedigt sehr, so immer reicher zu werden. Der Kreislauf ist geschlossen.“  Wir müssen den organischen Dünger den wir haben, also Gülle, Mist und Kompost, veredeln. Er wird mit der kommenden Phosphorkrise das Gold der Zukunft sein. Da heißt, wir brauchen eine bessere Stickstofffixierung, eventuell durch Güllekompostierung oder andere Verfahren, die es noch zu erforschen gilt. Damit tun wir auch gleichzeitig etwas für das Klima. Aber nicht indem wir vorhandene Strukturen, die wir weiterentwickeln und auf die wir aufbauen müssen, erst zerstören.